Heute möchte ich dir eine Geschichte erzählen.
Ich war in einem Alter, in dem die Erwachsenen fragten: „Und Kim was willst du mal werden, wenn du groß bist?“.
Dass ich niemals groß werde, konnte niemand ahnen.
Meine Antwort war: „Hmmm, weiß noch nicht!“
Damals hatte ich wirklich keine Ahnung! Keinen blassen Schimmer, dass der Mittelpunkt meines Berufslebens ein Kasten, den
man Computer nennt werden sollte.
Wie konnte ich auch?
Den Computermann, Computerwerker oder Computerdecker den gab es nicht.
Ich kannte nur den Feuerwehrmann, den Handwerker und den Dachdecker. Das waren anständige Berufe!
Gelegentlich war von dem Computerfutzi die Rede.
Aber so einer sollte ich werden? Wie kam es dazu?
Ich hatte Spaß daran etwas zu erschaffen!
In der Nähe des Wohnorts meiner Kindheit gab es eine alte Eisenbahnbrücke. Gebaut 1893, über die noch heute, nach umfangreichen Reparaturen, zuverlässig Züge fahren.
Mit Faszination habe ich über die Menschen nachgedacht, die dieses Wunderwerk erschaffen haben.
Wer waren sie?
Woher kamen sie?
Was hatten sie gelernt?
Wieder einmal hatte ich keine Idee. Aber auf mein Opa, auf den war verlass! Der wusste bescheid.
Er erzählte mir von der Arbeit eines Architekten, eines Bau-Ingenieurs und eines Bauarbeiters.
Plötzlich war es klar! Ich hatte einen Berufswunsch. Ich wollte Architekt werden. Ich wollte auch so tolle Brücken bauen.
Aber da gab es ein Problem. Die Realität!
Ein Architekt muss Gestalten und ein Bild von seinen Vorstellungen zeichnen können.
Aber ich und zeichnen? Houston wir hatten ein Problem!
In der Schule sollten wir eine Katze malen und so sah mein Ergebnis aus.
Ja, das soll eine Katze sein.
Also das konnte ich auch wieder vergessen.
Der Software-Architekt
Mittlerweile ist der Software-Architekt erfunden worden und der hat tatsächlich so einiges mit seinem Brücken bauenden Kollegen gemeinsam.
Genau wie der Architekt einer Brücke, entwirft der Software-Architekt ein Gesamtbild der zu entwickelnden Software.
Das Gesamtbild wird in der Regel durch ein Pflichtenheft und mit Hilfe einer Modellierungssprache wie beispielsweise der UML (Unified Modeling Language) dargestellt.
Auch hat der Architekt zu entscheiden mit welchen Baumaterialien gearbeitet wird. Gaudi hat es geliebt mit Bruchstein und bunten Keramikfliesen zu arbeiten.
Wer weiß? Würde Antoni Gaudi heute Leben, hätte er vielleicht keine Kathedrale sondern ein Betriebssystem gebaut.
Bei einer Software legt der Software-Architekt die zu verwendenden Programmiersprachen Frameworks und Programmbibliotheken fest.
Außerdem überwacht er die gesamte Bau- bzw. Entwicklungsphase und hat dafür zu sorgen, dass alle Bestandteile ineinander greifen und nach Möglichkeit auch zeitliche und kostenrelevante Vereinbarungen eingehalten werden.
Gerade das geht in der Praxis aber oft schief. Man denke nur an die Elbphilharmonie in Hamburg, den Berliner Flughafen oder an das Computerspiel Duke Nukem Forever.
Blieb noch der Bauingenieur und der Bauarbeiter übrig.
Der Software-Ingenieur
Aber ich den ganzen Tag mit einem Helm auf dem Kopf auf der Baustelle?? Nööö, lass mal. Dazu hatte ich auch keinen Bock.
Ich sagte es bereits. Auch heute fahren noch Züge über diese mehr als 100 Jahre alte Brücke. Das wäre höchstwahrscheinlich nicht der Fall, wenn man den Architekten allein gelassen hätte.
Ein Architekt ist ein Visionär, nicht immer mit Bezug zu den physikalischen Randbedingungen.
Beim Brückenbau ist die Statik das Problem, in der Softwaretechnik oft die IT-Infrastruktur.
Und hier kommt der Bauingenieur zum Zug, der die Statik berechnet und sich Gedanke darüber macht, dass der Bau auch unter Belastung nicht zusammenbricht.
In der Tat hat der Bau einer Brücke sehr viel mit der Entwicklung einer Software gemeinsam.
Den größten Qualitätsmangel den eine Brücke und auch eine Software haben kann, ist die Unzuverlässigkeit.
In mancher Branche kann das sogar Menschenleben kosten.
Man denke z.B. an die Regelungssoftware in einem Flugzeug oder die Steuerungssoftware einer Narkosemaschine in einem OP-Saal.
Daher gibt es den Software-Ingenieur, dessen Aufgabe es ist dafür zu sorgen, dass die einzelnen Bestandteile in einer vorgegebenen Umgebung zuverlässig zusammenwirken.
Eine klassische Aufgabe eines Software-Ingenieurs ist z.B. für die optimale Verteilung der Rechnerlast in einem Rechnercluster zu sorgen.
Der Programmierer
So jetzt brauchen wir noch jemanden, der den Hammer in die Hand nimmt und die Nieten ins Metall haut.
Der Bauarbeiter, der Herrscher über Schaufel und Schlagbohrmaschine, nimmt die Dinge in die Hand und lässt die Pläne des Architekten und des Ingenieurs zur Realität werden.
Diese Rolle übernimmt in der Softwarebranche der Programmierer.
Der Programmierer kann mit Programmiersprachen umgehen wie der Handwerker mit Hammer und Meißel und hat die Aufgabe die Vorstellungen des Software-Architekten zur Realität werden zu lassen.
Aber ich möchte kein Missverständnis aufkommen lassen. Anders als auf der Baustelle, sollte es bei der Softwareentwicklung keine klare Top Down Hierarchie geben. Die Übergänge zwischen den Bereichen sind fließend und haben eine nicht leere Schnittmenge.
Ich wollte über den Tellerrand schauen!
Tag ein Tag aus das selbe? Nein, niemals! Ich wollte sehen was es auf der Welt gibt.
Ein Bauarbeiter arbeitet nicht sein ganzes Leben auf der selben Baustelle am gleichen Haus. Sondern heute an einem Plattenbau in Köln Kalk, in drei Monaten an einem Bürokomplex in Berlin, in einem Jahr an einem Luxushotel in Dubai und in zwei Jahren vielleicht wieder in Köln Kalk.
Aber nicht weil er einen Hammer hat. Sondern weil er damit Probleme lösen kann, die aus der Welt geschafft werden müssen damit Menschen wie du und ich ein Dach über dem Kopf haben.
Auch Software existiert nicht zum Selbstzweck. Programmcode ist unwichtig!
Nicht die vielen Zeilen Programmcode, die mittlerweile rund um die ganze Welt geschrieben worden sind, haben die Branche in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten wachsen lassen wie kaum eine Zweite.
Es waren die Probleme die damit gelöst wurden und in vielen Bereichen das Leben vieler Menschen verbessert haben.
Software wird heute in nahezu jeder Branche eingesetzt. Angefangen von der Apotheke, der Telekommunikation, den Verwaltungen bis hin zur Zahnmedizin.
Der Wunsch interdisziplinär arbeiten zu können, geht nicht nur in Erfüllung sondern ist sogar ein wichtiger Anspruch.
Was ist vielleicht doch nicht so toll!
Wie du vielleicht merkst bin ich ein großer Fan dieser Branche und liebe es in ihr zu arbeiten.
Dennoch gibt es insbesondere eine Sache die dir klar sein sollte.
Mit einem Job in der Softwarebranche entscheidest du dich für einen Job der leben langes lernen erfordert.
Das aus mindestens zwei Gründen.
Wir hatten bereits darüber gesprochen.
Du möchtest ein Erschaffer sein und ich gehe davon aus , dass du dich mit dem was du erschaffst auch identifizieren möchtest und das geht nur wenn du die Probleme, die deine Kreationen lösen verstehst.
Das zwingt dich dazu, dich mit den interdisziplinären Dingen zu beschäftigen. Ein Bauarbeiter sollte verstehen, dass eine Brücke dazu da ist Fahrzeuge über ein Fluss von einer Seite auf die andere zu befördern.
Der Programmierer einer Hotelsoftware sollte eine Vorstellung davon haben, warum die Software, an der er arbeitet der netten Dame an der Hotelrezeption bei er Arbeit hilft.
Ich weiß im Moment sind Vorgehensweisen im Trend, bei denen man den Programmierer von interdisziplinären Fachwissen „verschonen“ möchte. Aber Sorry Kumpel/in davon bin ich nicht überzeugt.
Der zweite Grund weshalb du im Vorteil bist, wenn du Spaß am lernen hast, ist die rasante technologische Entwicklung.
Du hast eine Ausbildung als Fachinformatiker gemacht oder ein Informatikstudium abgeschlossen? Sehr gut! Aber ruh dich nicht darauf aus.
Im Hardwarebereich gibt es das Mooresche-Gesetz, das besagt, dass sich bis ins Jahr 2020 in einem Abstand von 18 Monaten die Rechenleistung verdoppelt.
Ein ähnliches Tempo ist derzeit im Bereich der Softwareentwicklung zu beobachten.
Also merke: Lernen und am Ball bleiben ist wichtig!
Hierbei ist es enorm hilfreich, wenn du dich von der verschulten Denkweise verabschiedest, dass du für einen Lehrer, einen Professor oder einen Chef lernst.
Sehe die Zeit, die du zum lernen aufbringst als Investition in dich selbst. Glaub mir das erleichtert die Sache enorm!
Wie bist du dazu gekommen ein Informatiker werden zu wollen? Über einen Kommentar von dir freue ich mich riesig!
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Lena
5. Juli 2017 at 12:42Wie ich zu meinem Informatikintresse gekommen bin? Ganz einfach. Mein Vater ist Professor für angewandte Informatik und ich habe früh festgestellt, dass meine Intressen und Begabungen im MINT- Bereich liegen. Und mein Vater hat mich immer gefördert. Jetzt- mit 16- sitze ich im Betriebstpraktikum 6 Stunden täglich in der Softwareentwicklung vor den Rechner und stelle fest, das mir das auf Dauer zu doof ist. Dein Beitrag hat mir gezeigt, dass es nicht so laufen muss. Dass ich auch mit einem Informatik- Studium nicht 50 Jahre anderer Leute Software warten muss. Danke dafür.
Übrigens: Super Blog. Sehr hilfreich. Weiter so!
Kim Peter
6. Juli 2017 at 10:30Hallo Lena, vielen Dank für die Schilderung deines Hintergrundes. Ich denke wichtig ist die Vielseitig der Informatik zu erkennen. Auch wenn es auf meinem Blog schwerpunktmäßig ums Programmieren geht, ist klar festzuhalten, dass Coden nur ein Bereich der Informatik ist. Aus meiner Sicht solltest du dein Praktikum nutzen, um das „auf dauer zu doof“ herauszuarbeiten. Was fehlt dir genau? Was stört dich? Was hättest du gerne anders? Mit Begabung und Interesse im MINT Bereich stehen dir beliebig viele Wege offen. Nur welchen du davon gehen willst das musst du herausfinden. Viele Grüße Kim
Rick
22. April 2019 at 13:56Hey, toller Beitrag, lets change the World.
Kim Peter
28. April 2019 at 16:31Hallo Rick, okay, machen wir. Let’s change the world. Viele Grüße Kim
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